Kriege, Klimakrise, Katastrophen – die Flut an negativen Nachrichten scheint manchmal überwältigend. Doch es gibt auch Good News. Hier sind 11 gute Nachrichten aus der Welt der Wissenschaft.
31.12.2025, 09:0831.12.2025, 09:08
Amazonas-Abholzung auf Rekordtief seit 2014
Der Amazonas-Regenwald, oft als grüne Lunge der Erde bezeichnet, liegt zum grössten Teil in Brasilien. Er gilt als gewaltiger CO₂-Speicher und Sauerstofflieferant – ein natürlicher Klimaregulator von globaler Bedeutung. Und er beherbergt einen ungeheuren Reichtum an Pflanzen- und Tierarten. Dieses wichtige Ökosystem ist jedoch durch Abholzung bedroht – bereits sind schätzungsweise rund 20 Prozent des Regenwalds verschwunden.
Doch es gibt Hoffnung: Der Kahlschlag verlangsamt sich. Laut dem Nationalen Institut für Weltraumforschung (INPE) ist die Abholzung zum vierten Mal in Folge zurückgegangen. Zwischen Juli 2024 und August 2025 wurden 5796 Quadratkilometer Wald gerodet – elf Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum und der niedrigste Wert seit 2014. Nicht genug damit: Bis 2030 soll der vollständige Stopp der Abholzung erreicht sein.
Afrika holt bei Solarenergie auf
Afrika verfügt eigentlich über beste Bedingungen für die Nutzung der Solarenergie, doch nach wie vor steht nur ein kleiner Teil der Solaranlagen weltweit auf diesem Kontinent – rund ein Prozent, gemessen an der Leistung. Doch jetzt beschleunigt sich der Ausbau dieser erneuerbaren Energieform massiv, und zwar auch in Ländern südlich der Sahara wie Sambia, Ruanda oder Nigeria.
Solaranlage in Tsumke, Namibia.Bild: imago stock&people
Das liegt offenbar auch an einem enormen Exportboom chinesischer Solarpanels nach Afrika. Dieser wiederum dürfte mit dem Handelskrieg zwischen China und den USA zu tun haben: Die Chinesen suchen derzeit aufgrund der US-Zölle von rund 54 Prozent verstärkt nach Abnehmern in Afrika, wie die Deutsche Welle berichtet. Der Handelskrieg ermöglicht den Afrikanern so den Zugang zu günstiger und sauberer Energie. Aber was auch immer den Solarboom antreibt, er ist beeindruckend: Während zuvor in 25 Jahren rund 75 GW Solarkapazität installiert wurden, kamen nun in nur einem Jahr 15 GW dazu.
Positivere Prognosen zum Methan-Ausstoss
Die Klimakonferenz COP30 in Brasilien war kein Erfolg. Doch der Global Methane Status Report, der dort vorgestellt wurde, liefert Grund zur Hoffnung. Seit der COP26 vier Jahre zuvor in Glasgow, als die internationale Global Methane Pledge beschlossen wurde, sind spürbare Erfolge erzielt worden. Neue Vorschriften in Europa und Nordamerika sowie ein langsameres Wachstum im Erdgas-Sektor haben bereits dazu beigetragen, dass die Methan-Emissionen niedriger ausfallen werden.
Methan ist eigentlich unsichtbar, hier aber sichtbar als im Eis des gefrorenen Baikalsees in Sibirien gefangene Blasen. Diese Methan-Emissionen sind natürlich. Bild: www.imago-images.de
Die Prognosen für 2030 sind daher deutlich besser als noch 2021 erwartet. 153 Länder verfolgen nach wie vor das Ziel, die globalen Methanemissionen gemeinsam bis 2030 um mindestens 30 Prozent gegenüber dem Stand von 2020 zu reduzieren. Und diese Reduktion wird ins Gewicht fallen: Das Treibhausgas Methan ist immerhin für rund ein Drittel der Erderwärmung verantwortlich.
Äthiopien hat mehr als 30 Milliarden Bäume gepflanzt
2019 rief die äthiopische Regierung die Green Legacy Initiative ins Leben. Ihr Ziel besteht darin, den Klimawandel zu bekämpfen, die Entwaldung umzukehren und geschädigte Landschaften wiederherzustellen sowie durch gross angelegte Baumpflanz-Kampagnen die ökologische Nachhaltigkeit zu fördern. Die Initiative kann mit beeindruckenden Zahlen aufwarten: Seit ihrem Beginn sind unglaublich viele Baum-Setzlinge gepflanzt worden – je nach Quelle mehr als 30 oder gar 40 Milliarden.
Freiwillige pflanzen Bäume in Äthiopien, Juli 2025.Bild: keystone
Schon 2019 gelang es, im Zuge einer Aktion an einem einzigen Tag mehr als 350 Millionen Bäume zu pflanzen. Im nun zu Ende gehenden Jahr übertraf Äthiopien dies bei weitem: Unter dem Motto «Verjüngung durch Bepflanzung» beteiligten sich breite Schichten der Bevölkerung an der Aktion und pflanzten 700 Millionen Bäume an einem einzigen Tag. Die Aufforstung hilft gegen Dürre und Erosion, bietet Tieren Lebensraum, stärkt die lokale Wirtschaft und schafft neue Jobs. Allerdings schwankt die Überlebensrate der Setzlinge stark; sie ist abhängig von Pflege und Standort.
Insulin-Pflaster statt Spritze
Insulin ist unverzichtbar für die Behandlung von Diabetes. Bisher müssen Diabetiker sich das Hormon per Spritze zuführen, damit ihr Blutzuckerspiegel stabil bleibt. In der medizinischen Forschung wird nach Methoden gesucht, wie das Insulin auf weniger invasive Art ins Blut gelangen könnte – etwa über Wirkstoffpflaster, wie es sie bereits für Schmerzmittel gibt. Allerdings ist Insulin ein ziemlich grosses Molekül, das nicht durch die Haut dringt.
Medizinische Pflaster, etwa für die Abgabe von Schmerzmitteln, gibt es bereits. Auch Insulin soll künftig über ein Pflaster verabreicht werden können. Bild: Shutterstock
Nun haben aber chinesische Forscher ein Wirkstoffpflaster entwickelt, das ein spezielles Schleuser-Molekül enthält. Dieses Polymer kann sämtliche Hautschichten durchdringen, indem es mit dem pH-Gradienten der Haut in den verschiedenen Hautschichten wechselwirkt. Besonders wichtig: Es kann grosse Moleküle wie Insulin mitnehmen, wenn es die Hautbarriere überwindet. Bisher ist das Pflaster erst an Mäusen und Schweinen mit Diabetes-Typ-1 getestet worden – jedoch mit erfreulichen Resultaten: Das Insulin gelangte in die Blutbahn der Tiere und deren Blutzuckerspiegel sank in den Normalbereich. Zudem wirkte es länger als gespritztes Insulin. Das Pflaster könnte somit künftig eine Alternative zur Spritze darstellen. Das Team hat seine Ergebnisse im Wissenschaftsmagazin Nature publiziert.
Bedrohte Walart erholt sich
Der Atlantische Nordkaper schwimmt mit acht Kilometern pro Stunde nicht sehr schnell, hält sich vorzugsweise in Küstennähe auf und hat mehr Fett als andere Walarten – all dies hätte beinahe zu seiner Ausrottung geführt, denn für Walfänger war dieser Meeressäuger eine leichte Beute. Um 1890 war der Nordkaper schon beinahe verschwunden. Erste Schutzmassnahmen, die in den 1930er-Jahren erlassen wurden, führten nicht dazu, dass sich die Population wirklich erholte. 2010 gab es nur noch ungefähr 500 dieser Wale – und viele von ihnen fanden in den Jahren danach ihr Ende in Fischernetzen und Seilen.
Der Atlantische Nordkaper wurde bis fast zur Ausrottung bejagt. Nun erholt sich der Bestand wieder.Bild: Shutterstock
Doch nun macht eine aktuelle Zählung durch das North Atlantic Right Whale Consortium neue Hoffnung: Die Population des Atlantischen Nordkapers ist von 2023 auf 2024 wieder um rund zwei Prozent gewachsen – der Bestand umfasst nun 384 Tiere. Der leichte Aufwärtstrend nach Jahrzehnten des Rückgangs dürfte Schutzmassnahmen wie fischereifreien Zonen und Fangsystemen ohne Seile zu verdanken sein. Wenn dieser Schutz konsequent beibehalten und ausgeweitet wird, hat der Atlantische Nordkaper gute Chancen.
Farne holen Schwermetalle aus dem Boden
Seltene Erden sind in vielen modernen Technologien unverzichtbar. Und entgegen ihrer Bezeichnung sind sie gar nicht so selten. Aber da sie nur in geringen Konzentrationen vorkommen, ist ihre Gewinnung aufwendig, teuer und oft auch sehr umweltschädlich. Wissenschaftler suchen daher nach alternativen, schonenden Methoden. Nun haben Forscher im Süden Chinas eine Farnart entdeckt, die winzige Kristalle mit Seltenerdmetallen produziert – ein Durchbruch beim sogenannten Phytomining, der Gewinnung wertvoller Materialien durch Pflanzen.
Das Monazit reichert sich in Form von Nanopartikeln in den Zellwänden und zwischen den Zellen an. Grafik: American Chemical Society
Der Farn Blechnum orientale wächst in Gebieten Chinas, die reich an Seltenen Erden sind. Er ist ein sogenannter Hyperakkumulator, wie die Forscher in der Zeitschrift Environmental Science & Technology schreiben, eine Pflanze, die über ihre Wurzeln hohe Konzentrationen an Metallen aufnimmt. Blechnum orientale bildet vor allem in den Zellwänden und zwischen den Zellen reichlich Kristalle des Minerals Monazit, das hauptsächlich die Seltenerdmetalle Cer, Lanthan und Neodym, aber auch Thorium und Uran enthält. Das heisst nicht, dass man jetzt Farnfelder anlegen kann, um Seltene Erden zu gewinnen. Doch die Entdeckung lässt hoffen, dass Pflanzen dereinst eine kostengünstigere und sauberere Methode der Gewinnung von Seltenen Erden sein werden.
Grüne Schildkröten nicht mehr auf der Roten Liste
Ein grosser Erfolg für Naturschützer: Im Oktober aktualisierte die Internationale Union für Naturschutz (IUCN) ihre Liste der gefährdeten Arten und stufte die Grüne Meeresschildkröte von «vom Aussterben bedroht» auf «nicht gefährdet» herab. Diese positive Entwicklung ist die Frucht von jahrelangen Anstrengungen, den Beifang von Schildkröten durch den Einsatz von schildkrötensicheren Netzen zu verringern und wichtige Niststrände zu schützen und wiederherzustellen.
Nicht mehr vom Aussterben bedroht: Grüne Meeresschildkröte. Bild: Shutterstock
Grüne Meeresschildkröten, die in tropischen und subtropischen Meeren leben, waren vom Aussterben bedroht, weil sie wegen ihres Fleisches und wegen ihrer Panzer und Eier stark bejagt wurden. Da sie lange ohne Nahrung überleben können, wurden sie als lebender Schiffsproviant eingesetzt. Bevor die Grüne Meeresschildkröte 1988 durch das Washingtoner Artenschutz-Übereinkommen unter internationalem Schutz gestellt wurde, trug auch ihre Verwendung für Schildkrötensuppe zu ihrem Niedergang bei. Zusätzlich machte den Schildkröten der weltweite Verlust von Nistplätzen und der versehentliche Fang in Fischernetzen zu schaffen.
Chinesischer CO₂-Ausstoss steigt nicht mehr
Mit dem phänomenalen Aufstieg Chinas zur zweitgrössten Wirtschaftsmacht wurde das ostasiatische Riesenland auch zum grössten Verschmutzer: China deckt seinen gigantischen Energiebedarf immer noch stark mit Kohle und stösst 30 Prozent aller CO₂-Emissionen der Welt aus. Doch nun tut sich etwas: Der Ausstoss des Treibhausgases blieb im dritten Quartal 2025 trotz weiterhin steigenden Energiebedarfs unverändert gegenüber dem Vorjahr. Eine neue Analyse zeigt, dass die chinesischen Emissionen seit 18 Monaten stagnieren oder leicht sinken.
Solar- und Windkraftanlagen bei Weifang in der chinesischen Provinz Shandong. Bild: AP
Diese positive Entwicklung verdankt sich primär dem enormen Wachstum der Solarenergie um 46 Prozent. Daneben wuchs auch die Windenergie um 11 Prozent auf Jahresbasis. Im Transportwesen sanken die Emissionen dank der raschen Verbreitung von Elektroautos um 5 Prozent, sie stiegen jedoch im Chemiesektor um 10 Prozent. Um die Klimakrise zu entschärfen, müssen die chinesischen CO₂-Emissionen zwar substanziell sinken – eine Stagnation genügt noch nicht. Doch die Trendumkehr scheint nun immerhin geschafft.
KI entdeckt neue MS-Subtypen
Multiple Sklerose (MS), die «Krankheit mit tausend Gesichtern», ist eine chronische Autoimmunerkrankung mit sehr unterschiedlichen Verlaufsformen. Weltweit leiden Millionen Menschen an der Krankheit, deren genaue Ursachen noch nicht bekannt sind. Nun haben Wissenschaftler mithilfe von künstlicher Intelligenz, einem einfachen Bluttest und Magnetresonanztomographie-Untersuchungen zwei neue Subtypen von MS entdeckt, wie der Guardian berichtet. Dieser Durchbruch könnte die Behandlung der bisher nicht heilbaren Krankheit revolutionieren.
Neben KI und Bluttests verwendeten die Forscher auch Gehirn-Scans. symbolBild: Shutterstock
In einer Studie mit 600 Patienten unter der Leitung des University College London (UCL) und Queen Square Analytics untersuchten die Forscher den Blutspiegel eines bestimmten Proteins, das Aufschluss über die Aktivität der Krankheit und das Ausmass der Schädigung geben kann. Die Ergebnisse, die in der medizinischen Fachzeitschrift Brain veröffentlicht wurden, zeigten zwei unterschiedliche Arten von MS, eine frühe und eine späte. Dieser diagnostische Durchbruch sollte es Ärzten ermöglichen, genauer zu verstehen, welche Patienten ein höheres Risiko für verschiedene Komplikationen haben. Dies sollte eine individuellere, gezieltere Behandlung ermöglichen.
Weniger Armut, bessere Bildung
Die Krisen und Kriege, die unsere Gegenwart verdunkeln, sorgen uns zu Recht. Doch sie lenken auch den Blick von substanziellen Fortschritten ab, die das Leben von Millionen Menschen in den vergangenen 30 Jahren besser gemacht haben. Dies geht nämlich aus dem neuen Bericht The state of Social Justice. A work in progress der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) hervor, der im Vorfeld des Weltgipfels für soziale Entwicklung in Doha veröffentlicht wurde. Zwar bestehen weiterhin Ungleichheiten und in einigen Bereichen gibt es derzeit Verzögerungen. Doch insgesamt sind die Ergebnisse beeindruckend.
Einige Beispiele: Seit 1995 hat sich der Anteil der Kinderarbeit unter 5- bis 14-Jährigen von 20 auf 10 Prozent halbiert. Die extreme Armut sank im gleichen Zeitraum von 39 auf 10 Prozent der Weltbevölkerung (die allerdings von 5,8 Milliarden auf 8,2 Milliarden zunahm). 10 Prozent mehr Kinder schliessen heute die Grundschule ab, was die Grundlage für eine stabilere Zukunft bildet. Und schliesslich ist erstmals mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung sozial abgesichert – das heisst, immer mehr Menschen haben Zugang zu Gesundheitsversorgung, Renten oder Arbeitslosenunterstützung.
Kinderarbeit, wie hier in Indien, ist in den letzten 30 Jahren deutlich zurückgegangen. Bild: EPA
Die ILO betrachtet die erzielten Fortschritte als solide Grundlage für weitere Schritte. «Die Welt hat unbestreitbare Fortschritte erzielt, aber wir dürfen die Millionen Menschen nicht ignorieren, die nach wie vor von Chancen und menschenwürdiger Arbeit ausgeschlossen sind», sagt ihr Generaldirektor Gilbert F. Houngbo. «Soziale Gerechtigkeit ist nicht nur eine moralische Verpflichtung, sondern auch unerlässlich für wirtschaftliche Sicherheit, sozialen Zusammenhalt und Frieden.»
HIV-Positiver im Fragenbot
Video: watson/Emanuella Kälin